Die besten und gleichzeitig interessantesten Bilder entstehen meist durch vermeintliche Fehler. Im Malprozess gibt es immer wieder Momente, wo ich mit meinem Werk nicht zufrieden bin, wo es noch nicht rund ist. Noch ein Pinselstrich hier, noch ein Farbtupfer da. Und dann ist es genau dieses kleine Etwas mehr, mit dem ich mir das Bild versaue. Früher waren das die Momente, die mich total frustriert, mich rasend gemacht haben. Nicht selten habe ich in meiner Rage das ganze Bild übermalt. Heute halte ich inne. Betrachte das Bild aus der Distanz und entscheide mich anschliessend, welche Bildelemente spannend sind. Diese bleiben stehen, während die anderen unter einer Farbschicht verschwinden. Beim Auftragen der verschiedenen Schichten realisierte ich, das die „Fehler“ dem Bild Tiefe und Struktur geben. Sie machen das Gesamtwerk interessant und einzigartig. Meiner Erfahrung nach hat jedes Bild Phasen, wo es unschön oder gar hässlich ist. Das gehört zum Prozess und ist ganz normal!
In der Maltherapie verweise ich gerne darauf, dass der Prozess des Malens vieles mit den Prozessen des Lebens gemeinsam hat. Auf unserem Weg begehen wir Irrtümer. Wir landen in Sackgassen und glauben, dass es nicht mehr weitergeht. Wir sind gezwungen, noch einmal von vorne zu beginnen. Häufig blicken wir im Nachhinein auf diese Augenblicke zurück und erkennen, dass sich die vermeintliche Kacke als fruchtbarer Dünger erwiesen hat. Dass es genau die Augenblicke des Scheiterns waren, die mich haben wachsen lassen, die mich in meiner Entwicklung vorangetrieben haben.
Wir bewundern erfolgreiche Menschen und vergessen dabei häufig, dass auch deren Weg nicht gradlinig verlief. Dass es Momente gab, wo alles falsch lief und sie am liebsten aufgegeben hätten. Letztlich haben sie jedoch erkannt, Fehler lediglich als Feedback zu interpretieren, das sie auffordert, es erneut und anders zu versuchen.
Sei also mutig. Gesteh dir den Raum zu, Fehler zu begehen und staune darüber, welch neue Tore sie dir eröffnen. Der eigentliche Fehler besteht lediglich darin, dass du Angst davor hast, etwas falsch zu machen und es deshalb bleiben lässt. Aber genau dadurch verpasst du dein wahres Potenzial der Kreativität.